LG G8x ThinQ im Test: Ich bin geknickt
Das LG G8X ThinQ bietet mit seinem zweiten Bildschirm ein Dual-Screen-Konzept, ähnlich wie das Samsung Galaxy Fold. Aber ohne die damit verbundenen Nachteile, oder doch nicht? Mein Testbericht schafft Klarheit.
LG G8x ThinQ – Nicht faltbar, dafür aber klappbar
LG arbeitet noch an der Umsetzung eines “richtig” faltbaren Smartphone wie das Samsung Galaxy Fold bzw Motorola razr (2019). Das Konzept an sich schien den Designern aber schon jetzt interessant genug. So entschied man sich für die eher unkonventionelle Lösung eines Smartphones mit zwei Bildschirmen. Vorteil: ich kann das LG G8x ThinQ auch ohne das zweite Display nutzen. Dann habe ich ein ganz normales Smartphone. Mit einer UVP von 999 € ist es allerdings nicht ganz billig. Daher bietet der Hersteller auch immer mal wieder eine Aktion mit kostenlosen Goodies oder Preisnachlässen. Zuletzt mit einem Mini-Beamer im Wert von 349 €.
LG G8x ThinQ – Design kannste (wieder) knicken
Optisch wirkt das LG G8X ThinQ wie ein normales Smartphone aus dem Hause LG. Auf der Vorderseite findet man ein 6,4 Zoll großes OLED-Display mit Tropfennotch, auf der glänzenden Rückseite eine Dual-Kamera. Um die beiden Displays nutzen zu können ist man zwingend auf die mitgelieferte Hülle angewiesen. Auf der einen Seite findet man das zweite Display, auf der anderen Seite steckt man das LG G8x ThinQ hinein. Ergebnis ist dann ein Smartphone Sandwich.
Das 159 x 76 x 8.4 mm große LG G8x wiegt 192 Gramm. Zusammen mit dem zweiten Display kommt man allerdings auf ein Gesamtgewicht von 331 Gramm. Mein Samsung Galaxy Fold wiegt da “nur” 263 Gramm. Die beiden Drücker für die Lautstärke findet man auf der linken Seite, der Ein-Ausschalter ist hingegen auf der rechten Seite anzutreffen. Die Unterseite zieren der USB-Type-C-Port sowie ein Mikrofon. Hier findet man auch den Lautsprecher UND eine 3.5 mm Klinkenbuchse. Die Rückseite ist aus Glas, spiegelt stark und zieht Fingerabdrücke magisch an. Das zweite OLED-Display ist 100% baugleich mit dem des LG G8x ThinQ. So stellt man exakt die gleichen Farbdarstellung sicher.
Auf der Vorderseite der zweiten Displayeinheit findet man dann sogar noch ein monochromes Display für die wichtigsten Statusinformationen. Das sieht einem Badezimmerspiegel nicht ganz unähnlich.
Ein zweites Display, aber wozu bitte?
Das bzw. die beiden 6,4 Zoll großen OLED-Displays mit ihrer Auflösung von 2,340 x 1080 Pixel im 19.5:9 Format macht einen wirklich guten Eindruck. Die Farbdarstellung ist typisch für ein OLED, etwas zu kräftig. Das kann man aber in den Einstellungen anpassen. Auch die maximal zur Verfügung stehenden Helligkeit der beides Panels kann mich überzeugen. Das Panel selber wird dabei von Corning Gorilla Glas 6 geschützt. Da beide Displays identisch sind, gibt es auch keine unterschiedlichen Farbstimmungen. Wäre da nicht der breite Rahmen bzw. die Lücke zwischen den beiden Displays, wäre die Illusion perfekt. Der unter das Displayglas verbannte Fingerabdrucksensor reagierte im Test etwas schwerfällig. Nachdem ich dann meine Finger entnervt neu registriert hatte, ist die Erkennungsrate etwas gestiegen.
Den Dual-Screen kann man entweder mit zwei unterschiedlichen Apps nutzen, oder – wie im Falle des mitgelieferten Browsers – als eine “Verlängerung”. Hier stört dann nur das Scharnier und die damit verbundenen Lücke zwischen den beiden Displays. Mit dem Chrome-Browser funktioniert das leider nicht. Und damit kommen wir auch zum eigentlichen Kritikpunkt. Android ist (noch) nicht für den Betrieb mit mehreren Displays optimiert. In der Regel nutzt man auf dem LG G8x ThinQ also nur zwei Apps gleichzeitig. Das kann bei Messengern und YouTube oder dem Browser auch ganz hilfreich sein. Bei Google Maps bringt mir das allerdings eben nix. Da ist das Konzept des Galaxy Fold deutlich besser durchdacht.
Bei Spielen sieht das schon etwas anders aus. LG hat eine spezielle Apps entwickelt, mit deren Hilfe man den zweiten Screen auch als virtuellen Gamecontroller nutzen kann. Das funktioniert mit nahezu jeder App, denn man kann die Steuerelemente in den Spielen auf beliebige Tasten bzw. Elemente des virtuellen Controller legen, LG liefert dazu bereits vier vorgefertigte Gamepad-Profile mit. Bei Spielen wie beispielsweise Asphalt 9 klappt das dann direkt ohne jegliche Fummelei. Bei Emulatoren oder Spielen wie Call of Duty Mobile muss man erst selbst konfigurieren. An den Komfort eines Nintendo 3DS kommt man aber auch dann nicht heran.
Performance, Konnektivität, Ausdauer und Dual-Kamera
Das neue LG G8X ThinQ wird von einem Snapdragon 855 sowie 6 GByte RAM befeuert. Der interne Speicher beträgt 128 GByte und kann über microSD-Karten um bis zu 2 TByte erweitert werden. Die Benchmarkwerte sind dementsprechend hoch und alle getesteten Spiel und Apps sowie die LG-eigene Benutzeroberfläche liefen absolut flüssig. Der fest eingebaute Akku hat eine Kapazität von 4.000 mAh und kann per Kabel mit bis zu Watt aufgeladen werden. Das dauert rund 2,5 Stunden. Drahtlos kommt man allerdings nur auf rund 7 Watt. Mit einer Ladezeit von etwa 4 Stunden eher indiskutabel. Im Battery Test von PCMark kommt das Smartphone auf eine Lauzeit von rund 10 Stunden. Nutzt man das LG G8x ThinQ aber mit zwei Displays verkürzt sich die Laufzeit auf rund 5 Stunden. Nutzt man es im Cover, dann benötigt man den mitgelieferten Adapter um es per Kabel aufladen zu können.
Die Sende- und Empfangsleistung sowie die Verbindung im WLAN und LTE-Netz war vollkommen tadellos. Es gibt nichts, was man dem LG G8x ThinQ da negativ anlasten könnte. Das sieht bei der Kameraqualität dann schon anders aus, denn das LG G8x kommt mit einer Dual-Kamera. Die beiden Linsen mit 12 Megapixel und f/1.8-Blende sowie 13-Megapixel-Ultraweitwinkel mit Blende f/2.4 liefern zudem auch nicht ab. Die Fotos wirken zum Teil sehr verwaschen bzw. körnig. Das ist allerdings den recht geringen Detailgrad der Aufnahmen geschuldet. Versteht mich nicht falsch, die beiden Kamera sind nicht schlecht. Sie können aber nicht ansatzweise mit der teils deutlich günstigeren Konkurrenz aus dem Hause Xiaomi, Samsung und Co mithalten.
Mein Fazit – (Noch) nicht marktreif
OK, LG war zumindest mal mutig und hat ein klappbares Smartphone auf den Markt geworfen. Die Konkurrenz geht da eher auf Nummer sicher. Das Konzept mit den zwei Bildschirmen kann (mich) aber im Alltag nicht überzeugen. Durch den zweiten Screen nimmt die Ausdauer des 4.000 mAh starken Akkus stark ab und das Gewicht mit über 300 Gramm stark zu. Meine erste Freude war daher auch schnell verfolgen. Der Mehrwert ist einfach zu gering. Das liegt aber auch stark an Android. Dort fehlt einfach (noch) eine Unterstützung für die Nutzung mehrerer Bildschirme. Selbst für Gamer dürfte das nicht ausreichen. Mit einem Preis von aktuell 700 Euro ist es für die gebotene Leistung bzw. Ausstattung zu teuer.
Adstera
Freitag, 14. Februar 2020
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